Frühmorgens am 07.Mai machte sich eine Gruppe (Frauen- und Männerchor, sowie passive Mitglieder) mit 43 Personen zu einem Ausflug mit den Zielen Michelstadt, Erbach und Amorbach auf den Weg. Bei der Anfahrt Weinheim, Ochsenkopftunnel (B 38), Weschnitztal und Nibelungenstraße zeigte sich der Odenwald mit blühenden Obstbäumen, Wiesenflächen, Bächlein und dem leuchtenden frischen Grün der Wälder von seiner besten Seite.
Nach 1,5 Std. erreichten wir Michelstadt und stärkten uns auf dem vor der Altstadt liegenden Festplatz mit dem mitgebrachten Frühstück. Pünktlich erschienen die beiden Stadtführerinnen und teilten uns in zwei Gruppen auf. Unser Standort befand sich gerade vor einem Eingangsbogen in die Stadt, die 1484 zum ersten Mal erwähnt wurde. Hier erfuhren wir, dass „Fahrendes Volk“ oder auch der Scharfrichter außerhalb der Stadt wohnen musste da sie als unehrlich betrachtet wurden. Wir passierten das Krankenhaus, die Alte Münze und das Hotel, welches früher einmal das Postunternehmen von Thurn & Taxis beherbergte. Und schon standen wir vor dem berühmten Michelstadter Rathaus das ganz aus Eichenholz erbaut ist. Charakteristisch sind sein Arkadenvorbau, die Ecktürmchen und die mit Schindeln verkleideten Außenwände. Wir wurden in den Bürgersaal im 1. Obergeschoss geführt der einmal mehrere Funktionen hatte: Hier tagte der Magistrat, es wurde Gericht gehalten, er war Schule, Lazarett, diente bei Empfängen und war Trauzimmer. Der doppelte Dachboden diente als Fruchtkasten.
Die Hohe Gerichtsbarkeit verhandelte die Schwerverbrechen, die zu Todesurteilen führten, die Niedere Gerichtsbarkeit war für geringere Vergehen zuständig, die mit Gefängnis oder Pranger geahndet wurden. Im Mittelalter war Michelstadt die größte und älteste Stadt des Odenwaldes, wurde einmal vom Heidelberger Kurfürsten zerstört und vom Bischof von Mainz mit einer Umwallung wieder aufgebaut. Die Evangelische Stadtkirche ist noch älter als das Rathaus und ist ein dreischiffiger frühgotischer Bau mit hölzernem Tonnengewölbe. Sie beinhaltet die Grablege des Schenk von Erbach, ein Denkmal von Vater und Sohn und als Besonderheit eine an einer Kette befestigte Bibliothek.
Ein markanter Ort ist die Burgbefestigung des Grafen von Erbach mit drei riesigen Gebäudeteilen und dem großen Innenhof. Hier waren einmal die Kelter und Kellerei untergebracht, heute werden sie als Kindergarten, Bibliothek und von holzschnitzenden Künstlern genutzt.
Unter der Leitung unseres Vizedirigenten Georg Feuerstein verabschiedete der Männerchor vor dem “Gasthaus zum „Grünen Baum“ unsere Stadtführerinnen mit drei Liedern. Durch Voranmeldung des Essenswunsches konnte das Mittagessen bei schönem Wetter in der Gartenwirtschaft pünktlich und zur Zufriedenheit aller eingenommen werden.
Danach war unser nächstes Ziel die Glücksfabrik Koziol, die in Kantine, Design-Outlet und Museum aufgeteilt ist. Das Museum zeigt die Unternehmensentwicklung der Familie Koziol multimedial mit einem Maschinenpark, der 1912 beginnt. Zunächst die Gräfliche Kunsttöpferei, über den Elfenbeinschmuck, die Bedarfsartikel der Kriegsjahre, Souvenirbroschen der Wirtschaftswunderzeit bis zum preisgekrönten Design von heute. Zur Freude Aller sang der Frauenchor. Das Highlight ist die Produktionshalle mit den Spritzgießmaschinen. Die Produkte gehen in 50 Länder der Welt und es wird nur in Erbach produziert, was für den Arbeitsmarkt im Odenwald höchst bedeutsam ist.
Das Elfenbeinhandwerk hat eine 200-jährige Tradition. Begonnen wurde es von Graf Franz I (1754-1823) zu Erbach-Erbach. Im letzten Viertel des 18. Jh. entwickelte sich Erbach zur “Deutschen Elfenbeinstadt“. Heute darf Elfenbein nur noch von Mammuts aus Sibirien verarbeitet werden.
Nun hatten wir gerade noch Zeit das Schloss von Erbach mit seinen großartigen gräflichen Sammlungen zu besuchen. Es begann mit der Hubertushalle mit ihren riesigen Hirschgeweihen, dann die verschiedenen Themenräume wie das Elfenbeinzimmer, den Räumen für feines Porzellan und für religiöse Motive, den Wohnräumen der Grafen, den Ritterrüstungen mit kunstvollen Sattlerarbeiten und einer Waffensammlung vom Vorderlader, über Pistolen bis zum modernen Gewehr.
Unser abschließender Besuch galt der Brennerei Bauer in Beuchen bei Amorbach. Dort erwartete man uns zur Führung bei der wir vieles über die Geheimnisse des Destillierens erfahren konnten. Die Familie Bauer besitzt mehrere Verkaufsgeschäfte in der Region und verkauft aus ihrem reichhaltigen Lager deutschlandweit und ins Ausland. In der Schnapshütte konnten wir einige Brände probieren und wurden wir auch mit Vespertellern verköstigt.
Nach den vielen interessanten Eindrücken des Tages fand unser Busfahrer den kürzesten Weg zum Neckartal und durch den Kleinen Odenwald nach Hause. Klaus Wendelberger und Ute Thome haben alles sehr präzise organisiert und es wurde ihnen großes Lob ausgesprochen. Auch dem sicheren Fahrer Wolfgang Weis wurde mit großem Beifall gedankt. Wir sind alle überzeugt: Der Odenwald hat viel zu bieten und ist eine Reise wert.