Zwar war es nicht die Schar der Heiligen, die zur eingängigen Melodie des Gospels „When the saints go marching in“ im Harres-Saal aufmarschierte, dafür kam das Publikum in den Genuss einer beeindruckenden Narrenschar: Angeführt vom Fanfarenzug Wiesenbach füllten die Akteure der Prunksitzung des GV Frohsinn Rot die Gänge des Saals gleich zu Beginn mit vielen „Helau“-Rufen. Der Fanfarenzug unter der Leitung von Gregory Riffel formierte sich sogleich auf der Bühne und startete das Abendprogramm mit Evergreens wie „Sweet Caroline“ oder Klassiker der Faschingsliteratur wie „Viva Colonia“ oder „Über den Wolken“. Mit dem Ohrwurmpotenzial von „Samba de Janeiro“ blieb die Gruppe sicher noch dem ein oder anderen ein Weilchen erhalten.
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Unter der Losung „Lasst uns heut‘ alle närrisch sein!“ eröffnete Sitzungspräsident Michael Back die Feier offiziell und kündigte eine Premiere an: Erst im fliegenden Wechsel, dann auch gemeinsam tanzten sowohl die Nachwuchstänzerinnen der Juniorengarde (10-14 Jahre alt) als auch die „alten Hasen“ der Seniorengarde (18-28 Jahre alt) gemeinsam auf der Bühne. Svenja und Selina Thome sowie Mona Vetter hatten dafür gesorgt, dass jeder Schritt der bunten Glitzerpracht auf der Bühne saß und beide Gruppen wunderbar harmonierten.
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Die erste Büttenrede des Abends kam von Günther Gottschall. Trocken und mitunter mit schwarzem Humor, dafür aber in schönstem Kurpfälzer Dialekt verarbeitete er „sein“ langes Eheleben auf der Bühne, das zu seinem Leidwesen mehr Tiefen als Höhen hatte – Anekdoten über getrennte Ehebetten, Silberhochzeitsreise oder Kochtips für Strohwitwer kamen zu Gehör: Wie man Mehl schwitzt, Fisch abschreckt oder Soße bindet –„Ich heb koon Knippl neigebrocht!“ – Fasnacht bildet eben, kommentierte Sitzungspräsident Back abschließend süffisant.
Überaus drollig und doch mit viel Grazie tanzten die jüngsten Tänzerinnen der Garde (4-6 Jahre alt) anschließend zur Musik von „Biene Maja“, angeleitet von Mia und Svenja Thome. So viel Liebreiz sorgte quasi zwangsläufig dafür, dass Sitzungskapitän Back von der Kommandobrücke aus das Narrenschiff der MS Frohsinn in die erste Begeisterungs-„Laola“-Welle hineinmanövrieren musste.
„Nico und seine Oma Marianne“ (Nico Wagenblass und Marianne Greulich) aus Dielheim versorgten das Publikum in ihrem Zwiegespräch mit dem neusten Tratsch. „Die fährt so schlecht, mir hewwe de Airbag in letzschter Zeit öfters g’sehe als unser Männer!“ Von Beerdigungen, Weihnachtsbräuchen bis zu Arztbesuchen wurde der ganz normale Alltagswahnsinn parodiert.
Mit Monika Merklinger-Bäum und Gabi Abroni folgte ein weiteres Duett in der Bütt, die Hauptbotschaft gleich zu Beginn: „Geht’s eich gut? Uns nämlich net!“ Grund dafür ist die Altersteilzeit der jeweiligen Ehegatten, Hilfe gibt es in der Selbsthilfegruppe mit der dazugehörigen Homepage „www.derMannzuHause.de“. Zu dem Problem, dass der Mann nicht mehr zum Möbel passt, oder wie man Viagra am besten ins Haschee bekommt, kommen natürlich noch die eigenen Ärgernisse wie die Metamorphose der Wespentaille zur Hummelhüfte und bedürfen ausführlicher und närrischerr Erörterung.
Die Gardeabteilung des GV Frohsinn ist so gewachsen, dass neben der Mini-, Junioren- und Seniorengarde eine weitere Abteilung getreten ist, die Maxigarde (7 – 10 Jahre alt). In neuen Kostümen tanzten die von Anna Kasamasch und Ramona Thome trainierten Mädchen auf ein Village-People-Medley, mit so viel Energie, dass neben den Beinen auch ein paar Federn durch die Luft flogen.
Nach der Pause sorgte das Fanfarencorps Rauenberg unter der Leitung von Hans-Peter Menges dafür, dass im Maschinenraum des Narrenschiffs sofort wieder die richtige Betriebstemperatur aufkam. Viele populäre Schlager wie „Country Roads“ oder „Hölle, Hölle, Hölle“ hatten die der Prunksitzung schon lange vertrauten Musiker mitgebracht und animierten die Zuschauer zum Mitsingen.
Der „Stammtisch der Jungsänger“ war in diesem Jahr in zwei Fraktionen unterteilt, die einen Generationenkonflikt zwischen den beiden „Silberrücken“ (Benjamin Heinzmann und Rouven Dittmann) und den „Nachwuchssängern“(Pascal Thome, Dieter Stegmüller und Stephan Linder) aufs Korn nahmen. So mancher Witz musste es dabei erst unter dem Tisch hervorschaffen, gepaart mit einer dicken Portion Selbstironie („ich mag Sport. Ritter Sport, am liebsten drei Tafeln“) hallte eine rekordverdächtige Zahl von „Uiuiuis“ als Echo aus dem Publikum zurück, natürlich auch viel Lachen.
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Nach dem klassischen Gardetanz der ersten Programmhälfte folgten nach der Pause die „Showtänze“ der Tanzgarden, freier, und im Tanz dem jeweiligen Musikthema angepasst. Mystisch begann der Showtanz der Juniorengarde zur Filmmusik von „Harry Potter“, anschließend ging es immer lebhafter direkt ins „Magic Wonderland“. Die Seniorengarde unter der Leitung von Selina Thome drehte dagegen gleich zu Beginn voll auf dem „Highway to hell“ auf, zu weiteren ACDC-Titeln rockte die Formation die Bühne. Als dann zur Queen-Hymne „we will rock you“ die Maxigarde ebenfalls das Parkett unsicher machte, gab es auch kein Halten mehr beim Publikum – so viel „Frauenpower“ auf steckt an.
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Davon strotzte auch der Beitrag des Frauenchors (Leitung Gerhard Schramm): Angeleitet von einer frotzelnden und voller Energie sprühenden „Dirigentin“ Johanna „Whoopi“ Göft folgte eine humorvolle Hommage des „Nonnenchors“ an „Sister Act“, mit teils ins „Roterische“ übersetzten Stücken wie „Geh ma hoom heit owed odda bleiwe ma do?“ (Kumbaya my lord), „Ischs heit so schee“ (Oh happy day) oder der großen „Schorleanbetung“ (Amazing Grace).
Michael Thome sorgte mit dem Gabalier-Song „Hulapalu“ und dem Zeltlagersong „Gomela-Gomela“ für große Begeisterung im Publikum, wie bei den meisten Programmpunkten ließ auch hier das Publikum den Entertainer nicht ohne Zugabe ziehen
Keinen Einsatz verpassten die Feuerwehrleute vom Männerbalett und heizten kurz vor dem großen Finale noch mal so richtig ein. Ausgetüftelte Pyramidenformationen oder eine lebende Surfwelle (Stagediving mal anders!), nichts schien den von Anne Rosenbauer und Tina Heinzmann trainierten Männern zu anspruchsvoll. Nach diesem Höhepunkt folgte das Finale aller Beteiligten auf der Bühne, das nahtlos in eine Polonaise überging, die wie die Schunkelrunden und spontanen musikalischen Einwürfe von Özer Dogan (E-Piano) und Thomas Metzger (Schlagzeug) gekonnt begleitet wurde. Ein runder Abend konnte schließlich entweder noch bei Tanzmusik auf der Bühne oder an der Bar ausklingen.
Tobias Rehorst,
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung