Bunt gemischte Prunksitzung des GV „Frohsinn Rot“

Ohne Vorankündigung markierte ein Donnerschlag der großen Trommel den Beginn der Prunksitzung des GV Frohsinn und sofort stiegen auch die übrigen Instrumente der „Bäramaddl“ in die Guggemusik mit ein.  Mit Evergreens wie „I’m a believer“, Schlagern wie „wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ oder einem Faschingsmedley bestehend aus Klassikern wie „Humbatätärä“ machten sie klar, dass es einen ruhigen Start mit ihnen nicht geben wird.

Nach dem krachenden Start der von André Heß geleiteten Kronauer Gruppe begrüßte Sitzungspräsident Michael Back das Harres-Publikum zum „besten Programm der Welt“ und präsentierte sogleich seinen Hofbarden Özer Dogan, der unterstützt von Thomas Metzger am Schlagzeug die erste Schunkelrunde einleitete und auch im folgenden Programmverlauf die passenden musikalischen Einwürfe lieferte.

Den ersten „Gardeeinsatz“ gab es mit einer Fusion von Junioren- und Seniorengarde. Immer öfter versucht sich die „Gardefamilie“ des GV Frohsinn Rot an altersübergreifenden Kooperationen, dieses Mal einstudiert von Mona Vetter, Svenja und Selina Thome. Die Bewegungsmuster beider Formationen verwoben sich schrittweise zu einer Einheit, synchron und passend zur Musik von Maroon 5 („Move like Jagger“) – die erste „Rakete“ war damit überfällig.

Ein Lehrstück fürs familiäre Zusammenleben, aber auch im lokalen Dialekt lieferte Günther Gottschall: „Was Iiiich fer än Ärja ghat heb“ – dahinter stecken kann natürlich nur die Frau. „Und was hot die widda für Geschiss verführt!“ Dann ging es munter in die Details des Ehelebens, von Labello für Hämorrhoiden, über Trennkost („Sie ist in de Küch ich in de Garage!) bis hin zum Lifting als Geheimtipp für Männer auf Brautschau. Zahlreiche Lacher und einige neue Erkenntnisse später entließ das Publikum den Büttenredner unter warmem Applaus.

„Das Adrenalin hält sie so spät noch fit“, kündigte Präsident Back den Auftritt der Jüngsten an: Zum Neue-Deutsche-Welle Klassiker Da-Da-Da (Trio) und zur „Ducktales“-Titelmelodie  tanzte die von Mia und Svenja Thome trainierte Minigarde sich in die Herzen des Publikums. Tapsig, goldig aber doch auch schon sehr professionell für ihr Alter präsentierten sich die Mädchen im Alter von 4-6 Jahren dem Publikum, das sie auch nur nach einer Zugabe ziehen ließ.

Der dann folgende Auftritt von „Hildegard“ alias Helga Kowohl – für sie die Jungfernfahrt auf dem Narrenschiff des GV Frohsinn – schlug an Deck ein wie eine Bombe. „Ich such än Mann, und des schon lang!“ Warum der alten Jungfer das trotz ihres überaus erotischen Auftritts nicht gelingt, dürfte niemand verstehen: „Wenn ich Eis ess, do stöhnt sogar ä Waffl!“ Das selbsternannte „heiße Luder“ schöpfte aus dem Vollen und zog alle Register. Das Publikum hatte sie im Nullkommanix um den Finger gewickelt, hatte sie doch gleich zu Beginn festgestellt: „Dohin isch Potenzial“ Mit „Aaaa- Attacke“ führt sie gar erfolgreich eine neue Wendung ins Sitzungsvokabular ein. Am Ende mutiert die alte Dame gar noch zu DJ Ötzi und Helene Fischer und becirct die Zuschauer mit Tanzeinlage – die Ovationen nahmen kein Ende.

Sogleich enterten die „Piratinnen“ der Maxigarde die Planken und lieferten zur Musik von „Fluch der Karribik“ (Hans Zimmer) gekonnte Tanzeinlagen. Spagate und fliegende Beine sorgten für allerhand „Action“ im Saal. Trainerinnen der 8-12 jährigen Mädchen waren Anna Kasamasch und Ramona Thome.

Das bewährte Gesangsduo Johanna Göft und Michael Thome steuerte Schlager zum Programm bei. Mit „Im Wagen vor mir“ (Henry Valentino &Uschi), „Rot, rot, rot, Rot sind die Rosen“ (Robert Jung)  sowie „Warum hast du nicht nein gesagt“ (Roland Kaiser) überzeugten sie im Duett, mit „Joana“ (Roland Kaiser) Michael Thome im Solopart.

Nach der Pause lief das Fanfarencorps Rauenberg im Saal auf. Mit viel Blech und Wums intonierte die von Hans-Peter Menges geleitete Gruppe weitere Schlager, etwa „eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ (Jürgen Marcus) oder „Fürstenfeld“ (STS) sowie bekannte Poptitel wie „Sweet Caroline“ (Neil Diamond).

„Im spirituellen Regen“ wollte der schon lang bekannte Mönch vom Orden des offenen Krugs (mit bürgerlichem Namen Marius Sandritter) die Festgemeinde nicht sitzen lassen und machte sich daher auf, stattdessen der Lokal- und Weltpolitik die Leviten zu lesen. Vom als „Roter Eiffelturm“ betitelten Baukran in der Hauptstraße bis ins Oval Office nach Washington – vor nichts machten seine scharfen Tiraden halt.

Schließlich hatte auch die Juniorengarde (10-14 Jahre; Trainerinnen Mona Vetter und Svenja Thome) ihren Soloauftritt: Unter dem Motto „Welcome to the jungle“ (Folg mir in den Dschungel) entführten die jungen Tänzerinnen das Publikum zu Shakiras „Whacka Whacka“ in abenteuerliche Welten und stellten ihr tänzerisches Talent unter Beweis.  

Auf diesen Tanzbeitrag folgte erneut Marius Sandritter, dieses Mal in zivil, Goethes Faust in der Fassung von Herbert Burghardt rezitierend: „Faust in 5 Minuten“ nennt sich das Werk und alles ist drin: Mephisto, der Pudel und sein Kern, Gretchen und Faust eben. Kein typisches Sitzungsrepertoire, aber sehr humorvoll und gekonnt vorgetragen – die Allgemeinbildung war damit wieder aufgefrischt: „Und die Moral von der Geschicht, geh zum Teufel besser nicht. Du siehst ja was du davon hast, der Bruder tot, die Frau im Knast!“

Bei der nächsten Tanzkooperation harmonierten Senioren- und Maxigarde in einem Showtanz zum Musical Tarzan. Selina Thome hatte die Choreographie der großen „Affenbande“ einstudiert und ein beeindruckendes Gewusel entstand auf der Bühne zu Phil Collins‘ berühmtem Soundtrack. Baby Tarzan (Lia Kasamasch) bezeugte jedenfalls mit seiner Mutter Anna, dass die Garde sich um den Nachwuchs keine Sorgen machen muss – zum Dahinschmelzen. Klar dass die Närrinnen und Narren das gleich noch mal sehen wollten.

Der Frauenchor des GV Frohsinn schmetterte unter Leitung von Christoph Rehorst eine bunte Mischung verschiedener Gute-Laune-Hits, etwa DJ Ötzis Titel  „Anton aus Tirol“ oder „Hey Babe“! Selbstbewusst verabschiedeten sie sich mit „Die Nr. 1 in Rot sind wir!“

Einen umjubelten Gastauftritt hatte schließlich der „Zirkus des Horrors“ in Form eines ausdrucksstarken Showtanzes des Männerballets, einstudiert von Anne Rosenbauer und Tina Heinzmann. Zu Tschaikowskys Blumenwalzer tanzten blutverschmierte Harlekine, ein Gruselclown und eine mysteriöse Spielfigur  filigran über die Bühne und steigerten sich in ihrer Gruselpersiflage auf das Ballett als solches bis in Ekstase.

Auf die Zugabe nach dem rauschenden Applaus folgten die Dankesworte des Sitzungspräsidenten und nach der gemeinsamen Polonaise aller Akteure ging die Party an der Bar weiter.

 

Tobias Rehorst,
Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung