Trommelschläge der Stobblhobblä Forst markierten den Beginn einer weiteren furiosen Prunksitzung des Gesangverein Frohsinn Rot: Während das Schlagwerk auf der Bühne im doppelten Sinne den „Rhythm of the night“ vorgab, räumten die Bläser den Harressaal gefolgt von vielen Akteuren des Abends von hinten her auf. Mit weiteren Hits wie Robbie Williams‘ „Let me entertain you“ oder „It’s my life“ von Brian Adams sorgte die „Guggenmusik“ gleich zu Beginn für ausgelassene Stimmung.
Nach der gewohnt euphorischen Begrüßung durch Sitzungspräsident Michael Back ließ die von Anna Kasamasch, Ramona Wittmer und Marie Braungardt trainierte Juniorengarde des „Frohsinn“ die Eurodancewelle der 90‘er aufglitzern: Wie eine lebendige Lichtmaschine formierte sich die Gruppe zur Musik – wie Funken flogen die Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren zu einem Medley aus Discoklassikern wie „Rhythm is a dancer“ oder „Sing Hallelujah“ über die Bühne.
Mit Lisbeth (Jutta Müller) und Hermine (Gabi Körner) gab’s in der „Putzpause“ neben allerlei Tratsch noch einen kostenlosen Kurs Roterisch für Fortgeschrittene: So viel sei verraten: Die Lösung für die „riesä Mäiasch“ finne die schluddriche, liddariche und naseweisiche Weiwa jedenfalls net uffm „Speichda.“ „Wenn ich Gsichda mache keent, dann heddsch du ä anners!“ – Gefangene machen die beiden im Umgang miteinander auch nicht oder wie sie unter großem Gelächter des Publikums sagen würden: „Du hosch koon Hexeschuss, die schieße doch net uff ihr eigene Leit!“
Es hatte etwas Skurriles, aber zugleich Urkomisches, als die ganz kleinen Mädchen von der Minigarde im Alter von 4 bis 7 Jahren anschließend zu einem Medley aus Ballermann-Hits wie „Cordula Grün“ oder „Helikopter 117“ tanzten. Lisann Tropf und Sarah Brandenburger hatten die zuckersüßen Damen so gut trainiert, dass sich schnell Begeisterung im Publikum breit machte und Präsident Back gar nicht viel sagen musste, um den Saal zum Mitsingen zu bringen: „Auf, ihr kennt sie doch all!“
Mit Gesang ging es sodann nahtlos weiter: Die Jungsänger intonierten das „Lewwaworscht-Lied“ mit dem einfühlsam dargebotenen Solo von Rouven Dittmann, optimale Steilvorlage für einen weiteren Temperaturanstieg im Saal, als der ebenfalls von Christoph Rehorst dirigierte Männerchor „I will wieda hoam“ darbot, mit Michael Thome, Benjamin Heinzmann und Norbert Anzlinger als Solisten, unterstützt von Matthias Fuchs an der Gitarre.
In ihren neuen Kostümen tanzte die von Emilia Lang sowie Jule und Lara Michenfelder trainierte Maxigarde des „Frohsinn“ zum nächsten Programmpunkt auf der Bühne auf: Beim klassischen Gardetanz flogen die Beine der Mädchen im Alter von 7 bis 12 Jahren über das „Harresparkett“ und fügten sich harmonisch zu ständig. wechselnden Formationen.
Eine ordentliche Portion provozierte Fremdscham ergoss sich im folgenden Sketch über die Gäste im Saal: Unter der strengen Aufsicht von Sigrid Steinhauser gab es einen Klogang auf Kommando: Toilette in Reih und Glied als Massenabfertigung im Seniorenheim des „Frohsinn“. Ganz ohne Worte gelang es dank überzeugender Mimik und Gestik der Akteure ihrem Publikum so manchen Jauchzer zu entlocken.
(Bilder: Theo Vetter)
Nach der Pause war es wieder Blasmusik, die den Ton angab: Das Fanfarenkorps Rauenberg unter der Leitung von Hans-Peter Menges präsentierte Schlager im satten Blechgewand – vom „Traum von Amsterdam“ bis „Sweet Caroline“: „Fasching ist nur einmal im Jahr!“
Überaus vergnügliche Variationen über ein „Männlein im Walde“ zelebrierte der Frauenchor des Gesangvereins in der Folge und konnte folgerichtig ob der guten Stimmung im Publikum auch nur noch musikalisch festhalten: „Ischs heit so schee, bei uns im Saal“ auf die Melodie von „Oh happy day“ und mit einem starken Solo von Johanna Göft.
„Berliner Städter“ sangen anschließend gegen „Roter Buwe“ an: Kulturkampf mit Augenzwingern auf „Holla di hi, holla di ho“, präsentiert von den „Jungsängern unter der Leitung von Christoph Rehorst.
Der volkstümlichen Bodenständigkeit setzte der folgende Showtanz der Juniorengarde ein schnelles Ende: Die Lichter der „Feen im Zauberwald“ verbreiteten mystische Stimmung überall im Raum, bis sich die Formation gemeinsam auf der Bühne wie von Zauberhand geführt in eine symbiotische Einheit verwandelte, deren Bewegungen sich das Auge kaum entziehen konnte.
Marius Sandritter machte schließlich seiner Rolle als 12. Elferrat alle Ehre: Dem eigenen Selbstverständnis folgend springt er überall ein, wo Not am Mann ist, ob im Faschingstrubel der Prunksitzung oder wenn es darum geht, der Lokalpolitik die Leviten zu lesen – irgendeiner muss es schließlich machen. Gekonnt zog er dabei alle Register, deklamierte, sang oder predigte sich regelrecht in Rage.
Zu Shantys und irischer Folklore wirbelte sodann die „Herrenmannschaft“ der Tanzgarden in die Arena: Mit der Schnelligkeit und Beweglichkeit irischer Kobolde vollführte die von Melanie Geider und Svenja Thome trainierte Gruppe so manches artistische Kunststück, gekrönt von waghalsigen Einlagen.
Eine Imitation der aus der Sendung „LOL“ bekannten Schlagerpersiflage „Schuschuschu, Schaschascha“ von Anke Engelke und Bastian Pastewka, dargeboten von Johanna Göft und Christoph Rehorst bot Klamauk vom Feinsten bevor die Senioren- unterstützt von der Maxigarde das Publikum in die 80er zurückkatapultierte: Im authentischen Leolook infizierten die jungen Damen die Zuschauer mit dem Discofieber dieser Zeit, selbstverständlich mit dem entsprechenden Soundtrack: Ob „Take on me“ oder „I need a hero“ die Tänzerinnen trainiert von Lisann Tropf und Mona Vetter hatten stets die passenden Tanzschritte parat.
Zwischen und während den Beiträgen gaben Özer Dogan am Keyboard und Thomas Metzger am Schlagzeug der Sitzung die passende Untermalung – mit der traditionellen Polonaise fand ein rundum gelungener und sehr abwechslungsreicher Abend sein Ende.
(Text: Tobias Rehorst)