Unser diesjährige Frauenchorausflug führte uns nach Zell-Weierbach ins großherzoglich badische Schulmuseum. Wir tauchten ein in die Vergangenheit, in eine Welt, wie zu Großmutters Zeiten, mit Tintenfass, Rohrstock, Fleißbildchen und Kreidetafel.
Im Rahmen einer historischen Schulstunde in einem Klassenzimmer um das Jahr 1900 erlebten wir nur annähernd wie streng es damals zuging. Kein Wunder! Oftmals fehlte die pädagogische Ausbildung der Lehrkräfte und nicht selten umfassten die Schulklassen mit 60 – 70 Kinder. Wir verhielten uns, wie es sich für Mädels aus Rot geziemt, gesittet. Trotzdem kamen die Kappe mit den Eselsohren, Holzscheite zum Draufknien mit der Aufschrift „Bessere dich“, Rohrstock und anderes in gemäßigter Form zum Einsatz, aber auch mit Fleißbildchen und Lob wurden wir belohnt. Wir konnten uns sehr gut in diese Zeit hineinfühlen.
„Unser Lehrer“, Herr Bruder, gab uns hier lebendige Einblicke in den Alltag der damaligen Zeit vor über 100 Jahren. Eine Zeit, die sehr schwierig war, bedingt durch finanzielle Not, hohe Kindersterblichkeitsrate, Kinderarbeit in der Landwirtschaft, Diphtherie, Tbc, Scharlach und vieles mehr.
Neben diesem Klassenzimmer aus vergangener Zeit gab es weitere Räume im alten Schulhaus, die mit interessanten Objekten bestückt waren wie z. B. Zeugnisse und Berichtshefte, Ranzen, Schiefertafeln & Griffel, Wandbilder & Landkarten etc. Die Räume im Obergeschoss enthielt eine komplette Lehrerwohnung um das Jahr 1900 und im Speicher befand sich die Kammer des „Hülfslehrers“, sowie etliche Sonderausstellungen.
Nach diesem sehr kurzweilig und informativen Schulbesuch ging es nebenan in die „Weinmanufaktur“ zur 5er Weinprobe (ein Glas Sekt und 4 verschiedene Weine). Traditionell gab es für jede von uns ein „Winzerbrettle“ dazu mit hausgemachte Leckereien wie Bauernwürste, Lyoner, Schwarzwürste, Bauch- und Schinkenspeck, Frischkäse, Käsewürfel, frisches Holzofenbrot und vieles mehr. Diese Weinprobe mit Vesper war genau das, was man sich nach einem anstrengenden Schulbesuch wünscht.
Gegen 17 Uhr traten wir die Heimreise in dem Wissen an, wieder einmal einen schönen Ausflug erlebt zu haben. In Rot angekommen ließen wir den Tag gemütlich in der „Sonne“ ausklingen.